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Der Anhydritestrich – schnell trocknend, aber feuchtigkeitsempfindlich

Der Anhydritestrich – schnell trocknend, aber feuchtigkeitsempfindlich

Der Estrich verschwindet unter dem Bodenbelag und doch kommt ihm eine wichtige Funktion zu. Er lässt die Rohre und Kabel des Rohbaus unsichtbar werden und gleicht die Unebenheiten der Betonplatte aus. Ist dieser ebene Untergrund ausgehärtet, werden Parkett, Fliesen oder Laminat darauf ausgelegt. Meist kommen drei Estricharten zum Einsatz: der Anhydritestrich, der Zementestrich oder der Trockenestrich. Welcher Estrich sich besser für ein Einfamilienhaus eignet, darüber sind sich auch Architekten oft nicht einig. Fakt ist: Alle Varianten haben Vor- und Nachteile. Wir beantworten dir in diesem Artikel die wichtigsten Fragen rund um den Anhydritestrich und wann sein Einbau empfehlenswert ist.

Was ist der Unterschied zwischen Anhydrit-, Trocken- und Zementestrich?

Beim Bau eines Einfamilienhauses kommt meist einer dieser Estricharten zum Einsatz. Der Architekt bestimmt gemeinsam mit dem Bauherrn das richtige Verfahren. Folgende Eigenschaften zeichnen die drei Estricharten aus:

  1. Anhydritestrich: Der Anhydritestrich ist ein Fliessestrich, bei dem Calciumsulfat (Gips) als Bindemittel verwendet wird. Er verfügt über hervorragende Wärmeleit- und Wärmespeicherfähigkeiten und ist daher bestens für eine Verlegung über einer Fussbodenheizung geeignet. Bereits nach einer kurzen Trocknungsphase kann der Bodenbelag verlegt werden. Der Heizestrich ist dabei eine Sonderform des schwimmenden Anhydritestrichs. Eine Trennschicht aus Folie und Dämmplatten wird ausgelegt und die Rohrleitungen der Fussbodenheizung werden von der Estrichmasse umschlossen. So sind ein optimaler Schallschutz und eine ideale Wärmedämmung bei einer geringen Dicke des Estrichs gewährleistet. Zudem ist Calciumsulfat nicht brennbar und bietet im Brandfall durch das austretende Kristallwasser einen zusätzlichen aktiven Brandschutz.
  2. Zementestrich: Die Hauptbestandteile des Zementestrichs sind Sand, Wasser und Zement als Bindemittel. Zementestrich gehört ebenfalls zu den Fliessestrichen und wird wegen seiner Robustheit gegenüber Feuchtigkeit im Innen- und Aussenbereich gleichermassen eingesetzt. Zusätzlich verfügt der Zementestrich über eine hohe Festigkeit, benötigt aber eine Trocknungszeit von mindestens 28 Tage bis zur Belegreife. Während der Trocknungszeit muss der Zementestrich zuverlässig vor Zug und Feuchtigkeit geschützt werden, um Risse zu vermeiden. Die Umgebungstemperatur muss während der Trocknungsphase mindesten fünf Grad Celsius betragen.
  3. Trockenestrich: Beim sogenannten Trockenestrich werden vorgefertigte Platten auf dem Boden ausgelegt, miteinander verklebt und durch Klammern oder Schrauben verbunden. Meist handelt es sich dabei um Gipskartonplatten, mit Zement gebundene Holzspanplatten oder Holzwerkstoffplatten. Um Unebenheiten auszugleichen, wird zusätzlich eine Trockenschüttung in Form von Granulat aufgebracht, die eine tragfähige Ausgleichsschicht bildet. Das Granulat besitzt zudem wärmedämmende Eigenschaften. Beim Einbau eines Trockenestrichs gelangt keinerlei Feuchtigkeit in den Rohbau und es gibt keine Trockenzeiten. Direkt nach dem Aushärten der Klebeverbindungen kann der Trockenestrich mit dem Endbelag versehen werden.

Wie läuft die Verarbeitung des Anhydridestrichs ab?

  1. Dämmung des Bodens: Für eine bessere Wärme- und Trittschalldämmung wird der Anhydritestrich schwimmend auf einer Dämmschicht eingebracht. Vor dem Einfüllen des Estrichs werden Trittschalldämmplatten auf der Rohbaudecke verlegt, um zu verhindern, dass Estrich und Boden eine direkte Verbindung eingehen.
  2. Anlieferung der Trockenmischung: Der Anhydritestrich wird als Trockenmischung auf der Baustelle angeliefert und vor Ort mit Wasser vermischt.
  3. Einbringen der Estrichmasse: Eine Estrichpumpe befördert die flüssige Estrich-Rohmasse in das Gebäude, wo sie verteilt wird. Der Anhydritestrich besitzt eine relativ flüssige Konsistenz und die Estrichmasse nivelliert sich von alleine. Ein mühsames Verdichten oder Glätten des Estrichs entfällt.
  4. Abschleifen: Nach dem Trocknen muss die Sinterschicht auf der Estrichoberfläche unbedingt abgeschliffen werden. Dadurch wird ermöglicht, dass die Grundierung, aber auch ein Fliesen- oder Parkettkleber ausreichend auf der Estrichoberfläche haften. Nach dem Abschleifen saugst du den entstandenen Staub ab.
  5. Grundierung: In den allermeisten Fällen ist eine Grundierung des Anhydritestrichs notwendig. Sie bietet einen Schutz des Bindemittels Calciumsulfat vor Feuchtigkeit. Gips neigt zum Quellen und zu Formveränderungen, wenn Wasser eindringt. Die Grundierung soll zuverlässig die Feuchtigkeit abhalten.

Wie wird die Belegreife des Anhydritestrichs ermittelt?

Die Mindesttrocknungszeit für alle Estricharten ist vorgeschrieben. Sicherheitshalber muss aber immer noch einmal manuell überprüft werden, ob die Belegreife tatsächlich erreicht ist. Dazu bestimmt der Bodenleger mit der CM-Messung, die als Standardmessverferfahren eingesetzt wird, die Restfeuchte im Estrich. Durch Anbohren wird dem Estrich eine kleine Probe entnommen. Diese wird mit Calciumcarbid versetzt und erzeugt dadurch Acethylengas. Über den Druckanstieg im Probenbehälter wird die Menge des erzeugten Gases abgelesen und so der Feuchtegehalt ermittelt. Der Anhydritestrich darf für die Belegreife eine maximale Restfeuchte von 0,5 Prozent aufweisen. Bei einem Heizestrich sollte die Restfeuchte noch geringer sein.

Welche Nachteile hat ein Anhydritestrich?

Zu den Nachteilen des Anhydridestrichs zählen:

  1. Extreme Feuchtigkeitsempfindlichkeit
  2. Geringere Belastbarkeit als ein Zementestrich
  3. Aufwändig zum Verlegen
  4. Nachbearbeiten mit Schleifen und Grundieren zwingend notwendig

Welcher Estrich eignet sich für ein Einfamilienhaus?

Entscheidest du dich bei deinem Bauprojekt für eine Fussbodenheizung und idealerweise einen Fliesenbelag, kannst du dich ohne Probleme für einen Anhydritestrich entscheiden. Die kurze Trocknungszeit und die guten Wärmedämmeigenschaften sind für diesen Anwendungsfall von grossem Vorteil. Für die Badezimmer und andere Räume mit hoher Feuchtigkeit eignet sich dieser Estrich hingegen nicht so gut.

Was passiert bei einem Wasserschaden?

Ein Wasserschaden ist für einen Anhydritestrich ein grosses Problem, das du keinesfalls anstehen lassen solltest, denn der Gips neigt dazu, aufzuquellen. Ist der Anhydritestrich als Heizestrich verlegt und kommt zusätzlich Wasser in die Dämmschicht, ist der Schaden meist noch grösser. Das Dämmmaterial fällt binnen weniger Tage in sich zusammen und die isolierende Wirkung ist zerstört. Nach kurzer Zeit kann bereits Schimmel entstehen, der nur schwer zu beseitigen ist. Nach einem Wasserschaden musst du deshalb unverzüglich mit einer Trocknung mittels Trockengeräten beginnen. Der Estrich darf in dieser Zeit nicht belastet werden. Ist das Dämmmaterial auch durchnässt, müssen Löcher gebohrt werden, durch die warme Luft in die Dämmschicht geblasen wird.

Welche Aufgabe hat der Architekt beim Estrich?

Die Aufgaben eines Architekten umfassen nicht nur die Planung des Hauses. Zu seinen angebotenen Leistungen gehören ebenso das Ausschreiben der Gewerke und die Überwachung der Arbeiten. Als Bauherr bestimmst du, welche Leistungen der Architekt auf deiner Baustelle übernimmt. Eine wichtige Funktion ist dabei die Beratung. Der Architekt klärt dich über die Vor- und Nachteile eines Estrichs auf und stimmt die Estrichhöhe genau auf deinen Fussbodenbelag ab. Zudem plant er in die gesamte Bauphase die notwendigen Trocknungszeiten ein, damit ein reibungsloser Baufortschritt garantiert ist.

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